JIK TALKS 2024: Und jetzt? Gemeinsam durch bedrohliche Zeiten

JIK TALKS 2024: Und jetzt? Gemeinsam durch bedrohliche Zeiten

12. September 2024

Berlin, 12. September 2024 – Anderthalb Wochen nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sucht die Junge Islam Konferenz (JIK) als herkunfts- und religionsübergreifendes Programm der politischen Bildungsarbeit mit Gästen aus Zivilgesellschaft, Politik und ihrem jungen Netzwerk nach konkreten Ansätzen, was zivilgesellschaftliche Bündnisse jetzt dem Erstarken rechtsextremer Bewegungen entgegensetzen können. Die Gäste Arne Semsrott, Kassem Taher Saleh und Evein Obulor bieten unterschiedliche Perspektiven und kommen mit Programmleitung Dr. Asmaa Soliman und Netzwerkmitglied Nurgül Kahriman über konkrete Ansätze ins Gespräch.

Die Normalisierung rassistischer und demokratiefeindlicher Politik stellt eine wachsende Gefahr dar. Menschenfeindliche Ressentiments werden salonfähiger; migrantischen und nicht-weißen Menschen in Deutschland wird zunehmend die Zugehörigkeit abgesprochen. Während politische Brandmauern auf die Probe gestellt werden, lädt die Junge Islam Konferenz dazu ein, konkrete Impulse zu sammeln: Wie können wir gemeinsam agieren, und was kann jede*r Einzelne jetzt tun, um solidarisch zu handeln?

In Impulsbeiträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion sammelt der Abend dafür Denkanstöße aus unterschiedlichen Kontexten – von Dresden bis Berlin und über Deutschland hinaus. Denn gerade jetzt braucht es einen zivilgesellschaftlichen Schulterschluss, der sich für ein gleichberechtigtes postmigrantisches Zusammenleben einsetzt. Dabei betont Dr. Asmaa Soliman, Programmleitung der Jungen Islam Konferenz, wie wichtig es ist, dass auch Muslim*innen und von Rassismus Betroffene jetzt ins Handeln kommen: „Auch wenn es schwierig ist, sich vom ständigen Druck des Reagierens auf Debatten rund um den Islam und Muslim*innen zu lösen, ist es wichtig, proaktiv zu überlegen: Welchen Beitrag möchte ich für unsere Gesellschaft leisten und mit wem möchte ich dafür zusammenarbeiten? Allianzen sind das A und O und wir brauchen sie heute mehr denn je!

Welch große Rolle dabei die Zivilgesellschaft – insbesondere in Ostdeutschland – spielt, berichtet auch der Grünen-Politiker Kassem Taher Saleh. Er sitzt seit September 2021 für den Wahlkreis Dresden-Süd im Bundestag und gibt Einblicke in die aktuellen Herausforderungen für politische und zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse in Sachsen: „In meiner politischen Arbeit in Sachsen und Ostdeutschland erlebe ich täglich, welche Bedeutung die Zivilgesellschaft hat, wenn es darum geht, Haltung zu zeigen und sich rechtsextremen Tendenzen mutig in den Weg zu stellen. Zuletzt war der CSD Bautzen ein bundesweit mediales Beispiel dafür: Der zweite CSD dort war so groß wie noch nie, obwohl leider eine große Bedrohungslage durch Rechtsextreme herrschte. Genau solche mutigen Menschen in Ostdeutschland müssen wir unterstützen und sichtbar machen.

Um uns als Zivilgesellschaft auf Krisen vorzubereiten, plädiert Arne Semsrott für ein solidarisches „Prepping for Future“. Außerdem spricht er über konkrete Szenarien, was die zunehmende politische Einflussnahme von rechtsextremen Parteien für die Verwaltung bedeutet. Der Politikwissenschaftler und Aktivist hat im Juni 2024 das Buch Machtübernahme: Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren. Eine Anleitung zum Widerstand veröffentlicht und ist Leiter des Recherche- und Transparenzportals FragdenStaat. Solidarität ist für ihn zentral: „Angesichts der rechtsextremen Bedrohung muss die Zivilgesellschaft zusammenhalten und sich vernetzen. Neutral bleiben ist keine Option.

Nurgül Kahriman, Netzwerkmitglied und Fellow der Jungen Islam Konferenz, plädiert für mehr Empathie und Dialog:. Dafür brauche es „Räume, in denen Betroffene ihre Emotionen und Erfahrungen offen teilen können – nicht nur innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaften, sondern gesamtgesellschaftlich. Dies ermöglicht es, ein besseres Verständnis für die realen Ängste und Unsicherheiten zu entwickeln und diese ernst zu nehmen. Durch solche offenen Dialoge fördern wir Zivilcourage und schaffen die Grundlage für gezielte, solidarische Maßnahmen, die unsere gemeinsamen Werte von Vielfalt, Freiheit und Sicherheit schützen.

Außerdem ist Evein Obulor zu Gast, Direktorin der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR). Sie fördert den Austausch von Strategien kommunaler Antirassismusarbeit zwischen über 150 europäischen Städten: Wie können sich Städte auf europäischer Ebene zusammenschließen? Was können wir von anderen europäischen Städten lernen und wie können Aktivist*innen Kommunalpolitik mitverändern? Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Tessniem Kadiri.

Die JIK Talks finden in diesem Jahr zum 8. Mal statt und richten sich an die breite Öffentlichkeit. Angelehnt an das Konzept der TED Talks werden in Form von 7-minütigen Impulsbeiträgen Debatten rund um den Islam, Teilhabe und das Zusammenleben in unserer postmigrantischen Gesellschaft unterschiedlich beleuchtet und in der anschließenden Diskussionsrunde konstruktiv weitergeführt.

Die Veranstaltung findet heute von 18:00–20:30 Uhr in der taz Kantine statt und wird per Livestream übertragen. Die Akkreditierung für das Event ist bereits abgeschlossen. Sie können den Livestream hier verfolgen.

Über die Junge Islam Konferenz:
Die Junge Islam Konferenz (JIK) ist ein Programm der politischen Bildungsarbeit mit einem Netzwerk aus mehr als 1000 Mitgliedern, das seit 2023 auch Mitglieder aus UK und Frankreich umfasst. Die JIK bietet Austauschplattformen, Empowerment-Räume sowie Mentoring- und Qualifizierungsangebote zu Themen rund um den Islam, Teilhabe und das Zusammenleben in unserer postmigrantischen Gesellschaft. Mit ihren Formaten richtet sie sich hauptsächlich an junge Menschen, muslimisch sowie nicht-muslimisch, von Rassismus Betroffene sowie Verbündete, die sich in Form von Allianzen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und diese aktiv mitgestalten. Als zivilgesellschaftlicher Akteur richtet sie sich mit ihrem Wirken auch an Stakeholder aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft.

Die Junge Islam Konferenz wurde 2011 in Berlin als Projekt der Humboldt-Universität und der Stiftung Mercator gegründet. Seit Oktober 2019 ist die JIK als Programmbereich Teil der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa. Die JIK wird gefördert von der Stiftung Mercator, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Programm „Demokratie leben!“, der Allianz Foundation sowie kofinanziert von der Europäischen Union.

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Caroline Haufe | Kommunikation
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