Meine Familie kommt aus dem Land, das nicht mehr uns gehört.

Ein Schlüssel von der Mutter meines Jiddos وّجد
Fest im Griff ihrer knochigen Hände.
Ein Schlüssel ohne Schloss, ohne Tür.
Ich komme aus der Familie,
die diese Geschichte mit sich trägt.

Ich komme aus den Klängen der Geigen von Fairuz am Morgen, die ich als Kind nicht mochte, weil ich sie nicht verstand.
Ich komme aus den Büchern, die mir Liebe und Tragödien zeigten.
Ich komme aus den Momenten des Händedrückens mit meiner Schwester, als unser Bruder schreiend auf die Welt kam.
Ich komme aus der Tatsache, dass wir dabei waren, weil wir nur uns hatten, in einem Land, das keine Olivenbäume kennt.
Ich komme aus einer kleinen Straße in diesem Land, die ich seit 20 Jahren mein Zuhause nenne.

Ich komme aus der Offenheit meines Vaters und der Vernunft meiner Mutter.
Ich komme aus der Kluft zwischen hier und dort, an die sich meine Eltern nie gewöhnen
konnten.
Ich komme aus den Tränen meiner Mutter, die selbst keine andere Wahl hatte.
Ich komme aus dem Bewusstsein, dass ich eine habe.

Ich komme aus dem Wrack eines Autos, das mir beinahe jede Wahl genommen hat.
Ich komme aus der Begierde nach Wissen und Erklärung, nach Antworten und einer
Richtung.
Ich komme aus den Brüchen einer Freundschaft, aus den gebrochenen Versprechen eines Geliebten.
Ich komme aus Enttäuschungen, die neue Wege zeigten.
Ich komme aus der Liebe, die für einige zu viel, für andere ein Segen war.

Wohin es auch gehen wird, diese Orte trage ich in mir,
denn ihre Geschichten gehören zu mir, wie das Land, das nicht mehr unser ist.

Dieser Text enstand im Rahmen der Schreibwerkstatt mit Elona Beqiraj des CONNECTING MINDS Festivals 2024.