Tag gegen Antimuslimischen Rassismus
Tag gegen Antimuslimischen Rassismus
4. Juli 2018
Spielplätze sind die ersten Schulen der Kinder.
Beim Sandburgenbauen und Klettern lernen sie die Regeln des Miteinanders.
Nicht jede Regel muss in Stein gemeißelt sein, um für alle zu gelten.
Die Kinder lernen zu teilen und gewaltfreie Lösungen zu finden. Kein Hauen, Schlagen, Treten oder Haare ziehen.
Sie müssen auch lernen, mit Spielzeugen von anderen Kindern sorgsam umzugehen und sie am Ende des Tages zurückzugeben.
Der Spielplatz ist der einzige Ort, zu dem ältere Menschen ab 12 Jahren nur in Begleitung von Kindern erlaubt sind.
Es ist ein Ort, an dem es nur um Kinder geht und es egal ist, woher diese Kinder oder ihre Eltern kommen, welche Religion ihre Familien praktizieren. Man spielt einfach zusammen.
Vielleicht war Alex Wiens als Kind zu wenig auf Spielplätzen und kannte deshalb die simplen Regeln nicht, als er Marwa El-Sherbini beleidigte. Er beschimpfte sie als „Islamistin“, „Terroristin“ und „Schlampe“. Dabei war Marwa El-Sherbini „Mutter“, „Muslima“ und „Apothekerin“.
Eigentlich sind diese Informationen ja auch nicht so wichtig, denn auf Spielplätzen geht es nicht um Mütter oder Väter… es geht nicht um Erwachsene. Es ist das Reich der Kinder und Kinder kennen keinen Rassismus.
Aber wenn doch, hätte Alex Wiens sich als „Rassist“, „ Fremdenhasser“ oder „Mörder“ vorgestellt? Ich glaube nicht.
Marwa El-Sheribi musste nämlich erst sterben, damit wir einsehen, dass es antimuslimischen Rassismus gibt. Ermordet vor den Augen der Gesellschaft in den Räumen der Justiz.
Neun Jahre ist es nun her.
Was hat sich seitdem geändert?
Antimuslimischer Rassismus ist durch den Tod Marwas leider nicht weniger geworden.
Täglich gibt es Berichte von Übergriffen auf Muslime.
Aber Islamfeindlichkeit macht auch vor der Politik nicht halt: Nicht nur von der AfD, auch vom Innenminister Seehofer ist zu hören „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“.
Umso wichtiger ist der Tag gegen Antimuslimischen Rassismus geworden.
Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass Hass töten kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Hass auf Marwa kein Einzelfall ist. Sondern, dass diese Feindlichkeit für viele Muslime und Nicht-Muslime nun schon Alltag ist.
Umso wichtiger ist Zusammenhalt jetzt geworden, damit wir wieder einen friedlichen Alltag haben können.
Für mich persönlich ist der Zusammenhalt innerhalb der Communities zwar wichtig, aber noch wichtiger ist die Solidarität zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.
Denn es ist viel leichter, sich für Sachen einzusetzen, die einen direkt betreffen, aber noch wichtiger ist es, andere Minderheiten in Schutz zu nehmen.
Die Junge Islam Konferenz ist für mich ein Bündnis zwischen Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, aber ein gemeinsames Ziel haben:
Miteinander leben, statt Gegeneinander.
Ein Bündnis junger Menschen, die Politikern und Fremdenhassern vormachen, wie das geht.
Junge Menschen, die sich treffen und bundesweit gemeinsam ein Zeichen setzen.
Gemeinsam ein Symbol mit Kreide sprayen und den Fremdenhassern trotzen, damit sie später irgendwann mal mit ihren Kindern auf Spielplätzen spielen können.
Die JIK ist der Ort, an dem wir Gelerntes aus Kindertagen, vielleicht von Spielplatzbesuchen, umsetzen.
Die JIK ist ein Ort, an dem nicht dein Ausweis oder dein Aussehen definiert wer du bist.
Die JIK ist ein Zusammenschluss, der darauf achtet, dass sowohl Regeln als auch gefühlte Regeln von der Gesellschaft befolgt werden.
Die JIK ist ein Platz, an dem die Kreide nicht nur für Himmel und Hölle Spiele benutzt wird, wo aber neben ernsten Themen der Spaß und die Freude dennoch nicht auf der Strecke bleiben.
Die JIK ist ein Zuhause, an dem gemeinsame Freude echte Freude ist.
#freundschaft #herkunft #integration #zugehörigkeit
- von Hatice Tahtali
- am 4. Juli 2018