Als wir, das Bundesgremium der Jungen Islam Konferenz, im Juli Themenvorschläge für die diesjährigen JIK Talks ausgetauscht haben, kam mir eine Idee: Seit langer Zeit, aber vor allem in den letzten Jahren, ist mir aufgefallen, dass von allen Seiten eine ganz natürliche Diskrepanz zwischen „deutsch sein“ und „Muslim sein“ dargestellt wird – so, als wären das zwei sich einander komplett ausschließende Attribute – so, als könnte man nur deutsch sein, aber nicht Muslim; als könnte man nur Muslim sein, aber nicht deutsch. „Deutsche Muslime“, eine Begrifflichkeit, die als Paradox gesehen wird. Dabei ist diese Thematik meiner Meinung nach so banal, so fundamental simpel, dass es klar sein sollte, dass es keinen Widerspruch gibt. Ich meine, das eine ist eine Ethnie, das andere eine Religion – warum sollte das nicht zusammen passen?
Da das aber immer noch nicht in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist, habe ich das Thema vorgeschlagen und mich gefreut, dass es im Fokus der JIK Talks 2019 stehen sollte. Der Abend selbst war meiner Meinung nach ein riesiger Erfolg. Es wurden verschiedene Perspektiven zu der Thematik dargestellt. Es gab die allseits bekannte Perspektive Einiger, die wie selbstverständlich die beiden Kategorien „Deutsche“ und „Muslime“ als Gegensatz betrachten. Zudem gab es auch Menschen mit Migrationshintergrund, die den Begriff „deutscher Muslim“ ablehnten, da er für sie gleichbedeutend ist mit „Assimilation“. Insgesamt gab es aber viele Stimmen und Biographien, die uns lehrten, dass deutsch und muslimisch sein nun mal für viele Realität ist, die man nicht wegdiskutieren kann – egal wie man sie bewertet.
Gelernt habe ich, dass wir selbst Themen, zu denen wir alle dasselbe Ziel haben und dasselbe erreichen wollen, doch aus unterschiedlicher Perspektive bewerten. Wir haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die uns geprägt und zu der Meinung gebracht haben, die wir heute vertreten. Und das darf niemals übersehen werden. Selbst im eigenen Lager müssen wir lernen, uns gegenseitig zuzuhören, nicht um zu antworten, sondern um zu verstehen. Ich glaube, dass uns das dieses Mal gut gelungen ist, zumindest soweit ich das beurteilen kann – ich war so aufgeregt, weil ich Ali Can anmoderieren durfte, dass ich mich zugegebenermaßen nicht immer zu 100% auf die Talks vor Cans Auftritt konzentrieren konnte.