JIK-Camp

JIK-Camp

23. Oktober 2018

Herbst, Camp & Intersektionalität…

Unsere Teilnehmerin Betül berichtet von ihrer Zeit auf dem JIK-Camp!

Vier Tage ging das Sommercamp 2018. Vier Tage, an denen wir zum Team wurden, uns neues Wissen und neue Perspektiven aneigneten und wir Freundschaften schließen konnten. Es kam mir wie der reinste Luxus vor.

So wie auch unser Hotel. In gemütlichen Räumen konnten wir nicht nur arbeiten, sondern auch selbstgeerntetes Obst essen. Nach einer Partie Basketball ließ es sich leichter diskutieren. Dank der Umgebung fühlten sich alle wohl genug, um auch umstrittene Themen zu besprechen.

Von Mutlu Ergün lernten wir, was Intersektionalität bedeutet. Ich hatte noch nie etwas von diesem Thema gehört. Ihr etwa? Wenn nicht, hier kommt eine einfache Erklärung, die sich bei mir eingeprägt hat: Intersektionalität bedeutet Überkreuzung von Diskriminierungen. Eine homosexuelle Muslima kann beispielsweise von Mehrfachdiskriminierung betroffen sein: Wegen ihrer Religion und ihrer sexuellen Orientierung und vielleicht auch aufgrund ihres Geschlechts. In ihr „überkreuzen“ sich also Diskriminierungserfahrungen. Andere Gründe, warum Menschen diskriminiert werden, sind die Zugehörigkeit zu einer bestimmten „Klasse“ oder Ethnie, sowie die Hautfarbe.

Im Sommercamp ging es jedoch nicht nur darum, etwas zu lernen, sondern auch darum, uns kennenzulernen. JIK-Teilnehmer Rodin brachte uns auch der Natur näher, in der Hoffnung uns bewusst zu machen, dass Mensch und Natur verbunden sind – und nicht ohne einander könnten. Hier habe ich wieder etwas gelernt: nämlich wie tragisch es ist, dass Menschen unachtsam mit der Natur umgehen.

Wir lernten aber auch die Umgebung kennen. Auf Sightseeing-Tour führte Yannick uns durch Halberstadt. Wir bewunderten (sehr alte) Kirchen, die schon seit dem Mittelalter dort stehen. Unterwegs organisierte Lukas auch eine Fotosession. Passend, denn die Stadt bot eine schöne Kulisse. Neben alten Kirchen gab es auch viele Andenken an ermordete Juden. In Halberstadt hat kein einziger Jude den Weltkrieg überlebt. Ausnahmslos wurden alle deportiert und ermordet. In einer Stadt, in der der Großteil der Bevölkerung Juden waren sind heute kaum noch welche übrig. Wir kamen an einer zerstörten Synagoge vorbei, die heute als Andenken gilt. Zerstört wurde diese Synagoge in der Reichspogromnacht. Die Geschichte lehrt uns, wie wichtig es ist, Minderheiten zu schützen.

Die ereignisreichen Tage schlossen wir mit gemeinsamen Abendaktivitäten ab. Mal wurden wir zu Werwölfen vom Düsterwald, mal zu Kegelprofis.

Insgesamt gefiel mir das JIK-Sommercamp sehr gut. Ich konnte viele neue Eindrücke sammeln und neue Menschen treffen. Erstaunt war ich vor allem darüber, dass auch Nicht-Muslime sich so sehr mit Themen auseinandersetzen, die mich betreffen. Bis dahin habe ich noch nie Nicht-Muslim*innen getroffen, die z.B. Islamwissenschaften studieren. Das war ein ganz neues Gefühl und es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir einen Dialog führen, um die Diversität der Gesellschaft zu verstehen.

#sommercamp

  • von Betül Tahtali
  • am 23. Oktober 2018

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